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Warum du deiner 1. Reaktion bei Streitgesprächen sofort misstrauen musst

Dein Chef bringt dich regelmäßig in Streitgesprächen innerlich zum Kochen und du würdest ihm am liebsten den Kopf abreißen?

In einem Meeting war dein Kollege vorlaut und hat dich dumm dastehen lassen?

Bei deinem letzten Teamtreffen haben alle durcheinander gebrüllt und du hattest keine Chance, gehört zu werden?

Wie du innerlich Achterbahn fährst

Du kennst auch die beruflichen Situationen: du befindet dich in einer angeregten Diskussion mit deinem Chef, Team oder Kunden. Das Projekt, über das du redest, findest du richtig klasse. Am Anfang findet alles auf der sachlichen Ebene statt.

Dein Gegenüber und Du tauschen Argumente aus und das Spiel bewegt sich dynamisch von einer Seite auf die andere. Es läuft absolut rund für dich.

Deine Präsentation ist richtig toll geworden und du bist total stolz auf dich.

Es bereitet dir Freude, deine Fakten vorzutragen und du hast das Gefühl, dass du dich dabei ziemlich gut schlägst. Du hältst dich für unverwundbar und gut vorbereitet. Seit Wochen sitzt du an dem Thema und hast die Fakten in alle Richtungen durchdacht.

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Und dann – auf einmal passiert es. Dein Chef, Kollege oder Kunde nennen ein Argument, dass du nicht berücksichtigt hast. Dir wird heiß und kalt zugleich. Dein Körper verkrampft sich und du rutscht unruhig auf deinem Stuhl hin und her.

Du hast dich tagelang auf dieses wichtige Meeting vorbereitet und auf einmal ist alles anders. „Peng. Autsch. Blöd.“

Deine negativen Emotionen kommen hoch, du bist wütend und verzweifelt zugleich. Deine Gedanken kreisen wie wild und du versuchst ruhig zu bleiben. Das gelingt dir natürlich nicht. Du bist wie ein Kessel, der gleich platzt. „Hilfe, dabei sollte doch alles so toll werden.“

Am liebsten würdest du deinen Chef oder Kollegen laut anschreien und kreischend aus eurem Meeting rennen.

Die angeregte Diskussion hat plötzlich Potential, sich zu einem Streit zu entwickeln. Die Meinungen sind unterschiedlich und sorgen innerlich für die totale Aufregung. Jeder sieht seinen Standpunkt, als den richtigen und tut alles, um ihn zu begründen.

„Oh man, wo soll das jetzt hinführen?!“

Die Gemüter sind erhitzt. Du reagierst total emotional, wie auch dein Gesprächspartner. Das ursprünglich gemeinsame Ziel teilt sich in entgegengesetzte Wege auf. Wer kommt wo an?

Warum dir "Rechtfertigung" keine Ergebnisse bringt

Während deine Gedanken kreisen, geht die Diskussion weiter. Dein Chef fragt dich, warum du ihm keine Antwort gibst und was jetzt das Problem ist? Du nimmst einen Unterton wahr, der dich unangenehm berührt.

Dein 1. Impuls ist, dass du dich verteidigen möchtest.
Wenn du dich in einer unangenehmen Situation befindest, dann neigst du dazu, dich rechtfertigen zu wollen.

Warum ist das so?

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Dein Gegenüber löst eine Verunsicherung in dir aus. Du fühlst dich, als ob du mit dem Rücken zur Wand stehst. Du siehst keinen Ausweg und du fühlst dich in die Ecke gedrängt. Dein Herz schlägt schneller, dein Puls erhöht sich und dein Körper verkrampft sich.

Du bist nicht mehr du, du vergisst deine Argumente, die dir sonst Sicherheit gegeben haben. Auf einmal fühlt sich alles so leer an. Dein Mund wird trocken und du stellst dir innerlich immer den gleichen Gedanken „Warum muss der ausgerechnet das fragen?!“ Du findest das natürlich voll ätzend.

Du nimmst die Argumente höchst persönlich und bist total von der sachlichen Ebene abgekommen. In beruflichen Konfliktsituationen fühlst dich dich unsicher und auch ein bisschen bloßgestellt. Du stehst nur mit einem Hemd vor der Runde und möchtest am liebsten im Boden versinken.

ES GIBT UNTERSCHIEDLICHE GRÜNDE, WARUM DU DICH RECHTFERTIGEN MÖCHTEST:

  • du fühlst dich unfair behandelt

  • die Aufgabenstellung war unklar

  • du hast spontane Zusatzaufgaben bekommen, die dich abgehalten haben

  • dein Kollege ist krank und du hast dich um seine Kunden gekümmert

  • du wusstest es nicht besser

Die Argumente sind aus deiner Sicht zutreffend und genau deswegen willst du sie anführen.

WAS BEDEUTET, SICH RECHTFERTIGEN ZU WOLLEN?

Das eigene Verhalten soll nachvollziehbar begründet werden und es bedeutet auf den 1. Blick eine Übernahme der Verantwortung. Doch ist es wirklich so?

Wenn du dich in die Position der Rechtfertigung begibst, dann suchst du Gründe im Außen, die zu deinem Scheitern beigetragen haben. Das soll dir ein besseres Gefühl geben und deine fachliche Kompetenz aufrechterhalten.

„Die anderen haben das verursacht.“ In dem Augenblick, in dem du deinem Chef, Kollegen oder Kunden die Schuld für dein Mißlingen gibst, bist du aus der Verantwortung ausgestiegen.

Einfach so, von jetzt auf gleich.

Du denkst jetzt vielleicht: „Aber es war wirklich so.“ Das kann alles sein. Jetzt sei ehrlich zu dir – hilft dir diese Aussage weiter?

Umstände können manchmal echt blöd sein, sich ungerecht anfühlen und zum totalen Chaos führen. Dennoch hast du in jeder beruflichen Diskussion die Möglichkeit, die aktive Verantwortung dafür zu übernehmen. Auch, wenn du den Fehler nicht verursacht hast.

HINTER EINER RECHTFERTIGUNGSHALTUNG KÖNNEN UNTERSCHIEDLICHE GRÜNDE STEHEN:

  • Du hast ein geringes Selbstwertgefühl. Dieses führt dazu, dass du die Rechtfertigung verwendest, um dich zu schützen. Das tust du, um dein Selbstwertgefühl nicht noch tiefer sinken zu lassen. Frauen neigen im Gegensatz zu den Männern zu einer kleineren Selbstsicherheit.

  • Du gibst die Verantwortung ab, indem du jemanden im Außen suchst, den du für deinen Fehler verantwortlich machen kannst. Im ersten Augenblick empfindest du Erleichterung. Eine Lösung bringt dir das allerdings nicht. Das Problem ist an eine 3. Person abgeben, die vermutlich nicht beim Meeting teilnimmt. Deine Haltung bringt dir keine aktive Ergebnisfindung.

  • Du verwechselt "Erklärungen" mit "Rechtfertigungen". Der entscheidende Unterscheid besteht darin, dass du bei einer "Erklärung" aktiv an der Problemursache interessiert bist. Es geht darum, zu verstehen, was den Fehler verursacht hat.

Wie dich Streit blitzschnell von der Lösung entfernt

In beruflichen Diskussionen einen Streit zu entfachen, ist aus unterschiedlichen Gründen nicht sinnvoll. Auch wenn du 100 mal Recht hast, bringt dich das definitiv nicht voran, um berufliche Konflikte zu lösen.

Wenn du deinen Chef, Kollegen oder Kunden auf seinen Fehler hinweist, löst du eine große Lawine der Ablehnung bei deinem Gegenüber aus. Der andere fühlt sich verletzt, gekränkt, nicht gesehen oder unangenehm berührt.

Das Auslösen von diesen Gefühlen hat zur Folge, dass dein Gegenüber sich verkrampft und in eine Abwehrhaltung geht. Dein Gegenüber verschließt sich und es ist keine einfache Lösung möglich. Die Gesprächsatmosphäre hat sich auf einmal total verändert.

Die Bereitschaft des anderen wirklich zuzuhören, ist vorbei. Sein Verhalten ist durch großes Unbehagen gekennzeichnet. Deine Verhandlungsposition hat sich rapide verschlechtert. Egal was du sagt, löst bei deinem Gegenüber eine Abwehrhaltung aus.

Abwehr führt dazu, dass der andere versucht, dich durch Treffer zu versenken. Es ist von der Persönlichkeit abhängig, welche Mittel er dazu verwendet. Das kann ganz schön schmerzhaft sein.

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Je nachdem, in welchem Verhältnis oder Abhängigkeit du dich mit deinem Gegenüber befindest, kann das für dich unschöne Konsequenzen haben.

1. Streitest du dich mit deinem Chef, kann er einfach seine Machtkarte ausspielen und dir leicht zeigen, dass „Ober“ „Unter“ sticht.

2. Wenn du eine Meinungsverschiedenheit mit einem Kunden hast, kann es dazu führen, dass dein Kunde weniger Geschäfte mit dir macht oder im schlimmsten Fall sich einen neuen „Dienstleister“ sucht.

3. Ein Streit mit deinem Kollegen kann bedeuten, dass sich die Stimmung im Team und die Arbeitsergebnisse verschlechtern. Die Stimmung kann sich auch auf andere Kollegen übertragen.

4. Wenn du dich mit deinem Team zoffst, dann kann die ganze Abteilung darunter leiden. Die Einstellung der einzelnen Teammitglieder verändert sich und anstatt miteinander zu arbeiten, geht es gegeneinander. Du stehst plötzlich vor der Herausforderung Teamkonflikte zu lösen.

Eine friedliche und unbefangene Lösung ist nicht mehr möglich.

Das konstruktive Gesprächsergebnis ist in weite Ferne gerückt und die Qualität des Gesprächs verschlechtert sich mit jedem gesprochenen Satz.

Die angespannte Stimmung deines Chefs, Kollegen oder Kunden überträgt sich auf dich. Du befindest dich in einer Gesprächssituation, in der keine souveräne Lösung mehr notwendig ist.

Warum du total aufmerksam bei deiner 1. Reaktion sein musst

Aus diesen Gründen ist total wichtig, dir genau zu überlegen, wie du reagierst. Mit deiner Reaktion legst du deine Positionierung für das Gespräch fest. Einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, bringt massive Probleme mit sich. Dein Verhalten ist für den weiteren Verlauf verantwortlich.

Hirnforscher haben herausgefunden, dass du dich wesentlich mehr an negative Ereignisse erinnerst. Das liegt an den starken Emotionen, die in solchen Augenblicken ausgelöst werden. Gefühle spielen eine entscheidende Rolle beim Abruf von Ereignissen.

Es gibt zahlreiche Untersuchungen, in denen tausende Probanden unterschiedliche negative (z.B. Autounfälle) und neutrale Filme gezeigt wurden. Als sie danach zu den negativen und neutralen Filmen befragt wurden, konnten sich die Untersuchten meist sehr detailliert an die Szenen von den negativen Filmen erinnern. Die neutralen Bilder blieben kaum im Gedächtnis haften.

Das negative Reaktionen eher im Gedächtnis gespeichert bleiben, hat einen evolutionären Hintergrund. Früher, als du noch Gefahren durch Raubtieren ausgesetzt warst, haben dich genau diese Erinnerungen davor bewahrt, ähnlich riskante Situationen einzugehen.

Das ist ein Schutzmechanismus, der in dir ausgelöst wird. Dieser ist bis heute erhalten geblieben.

FAZIT:  Auch wenn der Großteil deines Gesprächs gut verlaufen ist, wird sich dein Gegenüber an den einen Augenblick erinnern, in dem er sich durch einen Satz unwohl gefühlt hat. Das hat in seinem Gedächtnis eine Spur hinterlassen.

Wenn du ein fantastisches Gesprächergebnis erzielen möchtest, überlege dir deine 1. Reaktion und gehe jedem Streit aus dem Weg. Konflikte können auch anders gelöst werden.

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  • Wenn du einer angeregten Diskussion merkst, dass diese zu kippen droht, sei ganz aufmerksam und nimm genau wahr, wie sich das Gespräch entwickelt. Bevor du etwas Falsches sagst, sage lieber nichts. Das kannst du trainieren.

  • Bleibe unbedingt in der Rolle des neutralen Beobachters. Dabei ist es egal, was der andere sagt. Das kann sehr herausfordernd sein. Du hast keinen Einfluß darauf, was der andere sagt. Das Großartige ist jedoch, dass du den entscheidenen Einfluss auf DEINE Reaktion hast: Du wählst, WIE du zukünftig auftrittst. Du musst NICHT zurückwerfen, wenn du mit Sand beworfen wirst - auch wenn das vielleicht Spaß machen würde.

  • Beginne regelmäßig deine 1. Reaktion zu üben. Das machst du am besten in kleinen Gesprächen, die dich über den Tag begleiten. Dein Muskel für die bewusste Wahrnehmung entwickelt sich immer weiter und so gelingt es dir durch regelmäßige Übung, dir eine neutrale oder sogar positive 1. Reaktion aufzubauen.

  • Schreibe dir jeden Erfolg auf, in dem es dir gelungen ist, eine coole 1. Reaktion zu zeigen. Das hilft dir, dass dich die Erinnerung verstärkt und du in kritischen Streits auf deine neu erworbene Reaktion zurückgreifen kannst.

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